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Seit vielen Jahren fördert und begleitet die Akademie Deutscher Genossenschaften ADG Führungskräfte in genossenschaftlichen Banken und Unternehmen mit bewährten Fortbildungsangeboten. Doch lineare Denk- und Management-Ansätze allein greifen in der Digitalisierung und Entwicklung in die Arbeitswelten 4.0 nicht mehr. Vielmehr erfordert die erfolgreiche strategische und operative Steuerung von Banken unter disruptiven Rahmenbedingungen und in dynamisch volatilen Zeiten innovative Lernformate und -inhalte. Mit einem breitgefächerten Portfolio neuartiger und digitaler Weiterbildungsangebote sowie individueller Begleitung unterstützt die ADG die genossenschaftlichen Finanzinstitute systematisch beim Erwerb von digitalen Kompetenzen und Veränderungsfähigkeiten für die Digitale Transformation.
Die Herausforderungen für die genossenschaftliche FinanzGruppe sind groß. Niedrigzinsen, Regulatorik, Demografie, neue Technologien in der Produktion und im Vertrieb, bekannte und neue Wettbewerber im Markt wie Fintechs, sowie Kunden, die längst nicht mehr ein Leben lang einem Institut treu verbunden sind, sorgen für einen ausgeprägt hohen Wettbewerbsdruck und sinkende Erträge. Genossenschaftliche Banken und Unternehmen, die auch in Zukunft ihre Stellung im Markt behaupten und weiter ausbauen wollen, sind daher gut beraten, die Themen „Innovation“ und „Digitalisierung der Märkte“ strategisch wie operativ – und vor allem proaktiv – anzugehen.

Veränderungskompetenz als entscheidende Komponente
Die Digitalisierung bringt für die genossenschaftlichen Banken, für Führungskräfte und Mitarbeiter tiefgreifende und immer schnellere Veränderungen mit sich. Neue Technologien finden kontinuierlich ihren Weg in den Arbeitsalltag, Kommunikationswege werden zunehmend in den virtuellen Raum verlagert und wiederkehrende Aufgaben durch automatisierte Prozesse abgelöst – alles wird auf Digitalisierung ausgerichtet und die Digitalisierung ist damit im Kern ein Beschleuniger der Veränderung.
„Es ist nichts beständiger als die Unbeständigkeit!“ – konstatierte Immanuel Kant bereits am Ende des 18. Jahrhunderts in seinen Reflexionen zur Anthropologie. Damit sollte er Recht behalten und diese Erkenntnis trifft in höchstem Maße auf moderne Organisationen zu. Sie sind gekennzeichnet durch einen permanenten internen und externen Wandel, der sowohl auf der strategischen als auch auf der operativen Ebene reflektiert werden muss und definitiv stattfindet. Entsprechend werden die Fähigkeiten zum Umgang mit Veränderungen und deren proaktive Gestaltung zur Basiskompetenz von Mitarbeitern und Organisationen.
Um mit diesen Änderungen umgehen und die eigene Arbeitsweise den veränderten Anforderungen anpassen zu können, benötigen Mitarbeiter eine ausgeprägte Veränderungskompetenz. Sie sollten offen für Neues sein und Veränderungen gerne aktiv mitgestalten.
Systematische Qualifizierungsangebote zur Digitalisierung der Märkte
Mit systematischen Unterstützungsleistungen befähigt die ADG Unternehmen und Organisationen, die den Digitalen Wandel proaktiv gestalten wollen. So hat die ADG in einem ersten Schritt eine digitale Agenda entwickelt, die eine Übersicht vermittelt, welche Bereiche in einer Bank vorrangig fit für die Digitalisierung gemacht werden sollten. Diese stark nach den Kundenbedürfnissen orientierten Handlungsfelder hat die ADG in einem nächsten Schritt dann systematisch in neue und bestehende Qualifizierungsangebote zur „Digitalisierung der Märkte“ einfließen lassen. So sollen Genossenschaftsbanken in die Lage versetzt werden, sich schnell und nachhaltig mit ihren Dienstleistungen an den Markt und die Kunden anzupassen.
Das Thema Digitalisierung wurde konsequent in alle Managementprogramme wie TOP, GBF, FIT und BankColleg sowie in die Hochschulstudiengänge an der ADG Business School an der Steinbeis-Hochschule Berlin integriert. Bereits im Wintersemester 2015/2016 hat die ADG Business School beispielsweise das neue Master-Programm „Digital Innovation & Business Transformation“ auf den Weg gebracht. Den Studierenden wird die Integration digitaler und digital-analoger Strategien, Geschäftsmodelle und Marketingansätze vermittelt.
Der Bereich ADG Individual hat ferner ein Angebot für Vorstände und Führungskräfte im Vertrieb, Organisation und Produktion entwickelt – den „Zielfindungsworkshop Digitalisierung“, in enger Anlehnung an das Projekt „KundenFokus 2020“, der digitalen Agenda der genossenschaftlichen FinanzGruppe. Hier werden kundenindividuelle intelligente und innovative Lösungen gesucht. 14 einzelne Initiativen gibt es im „Kundenfokus 2020“, in denen Prozesse und Voraussetzungen erarbeitet sowie digitale Produktideen und Dienstleistungen mithilfe agiler Arbeitsmethoden entwickelt und umgesetzt werden – und zwar konsequent aus dem Blickwinkel der Kunden.
Digitale Kompetenz aller Bankmitarbeiter fördern
In allen ADG-Qualifizierungsangeboten kommen heute digitale Lern- und Arbeitsmedien zum Einsatz. So wird zugleich der Umgang mit den digitalen Lernmedien gefördert. Dass dies von großer Bedeutung ist, zeigt sich im Dialog mit den Kunden. Immer noch ist zu hören, dass die digitalen Angebote der Banken, wie z.B. die VR Banking App, von den eigenen Bankmitarbeitern wenig genutzt werden. Dies gilt auch für andere digitale Arbeitsmedien wie Blogs und die Arbeit in virtuellen Arbeitsräumen oder andere Kollaborationslösungen. In einer zunehmend digitalisierten Welt sind dies aber bereits heute notwendige Basiskompetenzen, die es zu beherrschen gilt.
Führungskräfte und Mitarbeiter benötigen heute ein solides Verständnis für die Prozesse der Digitalisierung, eigene Erfahrungen in der neu geschaffenen Omnikanalwelt und sollten die dafür erforderlichen Kompetenzen spielend einsetzen können. Dabei geht es um eine generelle digitale Fitness, insbesondere aber auch um Kenntnisse im Umgang mit dem „Digital Banking“.
Um die Primärbanken bei diesem Kompetenzaufbau zu unterstützen, bildet die ADG beispielsweise „Digitale Lotsen“ aus, die als Multiplikatoren ihren Kollegen Hilfestellung leisten. Der „Digitale Lotse“ ist ein innovatives und rein online-basiertes Befähigungskonzept, für das die ADG Lernvideos, Lern-Quizzes und Wikis zusammengestellt hat. Der Austausch der Teilnehmer kann sowohl asynchron über Foren als auch synchron über Webinare stattfinden. Technisch abgebildet wird dieses Online-Programm auf VR-Bildung (www.vrbildung.de), der Lernplattform des genossenschaftlichen Bildungsverbundes.

Die Teilnehmer erwerben über den Aufbau und den Ablauf des Kurses auch gleichzeitig eine Kompetenz im „Community-Based-Learning“. Sie erfahren die Vernetzung nicht nur theoretisch, sondern erleben sie unmittelbar im Lern- und Austauschprozess (lesen Sie dazu auch das Interview mit Reiner Kallis, Bereichsleiter „Unternehmensentwicklung“, VR-Bank Neckar-Enz eG „Digitale Lotsen geben ihr Wissen weiter, begeistern für das Thema und treiben digitalen Wandel operativ voran“ im ADG-Newsletter Ausgabe Juli 2017 auf www.adgonline.de).
Individuelles Lernen: vor Ort, Online und im eigenen Tempo
Elektronisches Lernen (E-Learning) gibt es bereits seit Anfang der 2000er Jahre und durch die Zunahme der Digitalisierung und die erweiterten Möglichkeiten von neuen Werkzeugen können heute neue Lernarrangements angeboten werden. Dabei kommt es im Kern nicht auf die einzelnen Werkzeuge, Medien und Plattformen an – und auch nicht darauf, diese neu zu erfinden. Gefragt ist vielmehr eine zielführende, befähigende und methodisch/didaktisch sinnvolle Orchestrierung, die dem Kunden und Lerner intuitiv entgegenkommt.
Konkret bedeutet modernes Lerndesign heutzutage, nicht mehr nur eine Mischung aus Online- und Präsenzphasen (Blended Learning) zu konzipieren und zu realisieren. Vielmehr muss dem Lernenden ein Ermöglichungsrahmen geboten werden, in dem er intuitiv und selbstgesteuert in seinem eigenen Tempo und in seiner Intensität lernen und sich einbringen kann. Er wird also praktisch selbst zum Gestalter seines eigenen Lernprozesses.
Das in den 90er-Jahren des 20. Jahrhunderts entworfene 70:20:10-Modell von Morgan McCall, Robert Eichinger und Michael Lombardo vom Center for Creative Leadership in North Carolina bietet einen nutzerzentrierten Ermöglichungsrahmen. Denn danach erwerben z. B. erfolgreiche Führungskräfte ihre Kompetenzen
- zu 70 Prozent im Arbeitsprozess („on the job“) – durch schwierige Aufgaben und berufliche Herausforderungen,
- zu 20 Prozent im Austausch mit anderen – durch ihr berufliches Umfeld und dabei maßgeblich durch ihre Vorgesetzten,
- zu 10 Prozent durch traditionelle Weiterbildungen und Trainings, wie beispielsweise in Seminaren, durch Lesen von Büchern und Artikeln oder durch die Vermittlung von Lerninhalten in anderen Lernformaten.
Dieses Konzept ist aber nicht als ein pauschales Erfolgsrezept zu verstehen, sondern vielmehr eine Beschreibung dessen, was bereits in vielen Organisationen von den Mitarbeitern gelebt wird, ohne dass dies bewusst oder in einem geordneten Rahmen geschieht.
Webinare und Großgruppen-Webinare liegen voll im Trend
Wie sehr sich der Fokus beim Lernen bereits verändert hat, zeigen folgende Fakten. Zusammen mit den Fachbereichen der genossenschaftlichen FinanzGruppe, Agribusiness und ADG-Individual führte der Bereich „Digitale Medien und Lerninnovationen“ der Akademie auf Schloss Montabaur in 2016 mehr als 350 Webinare durch. Die ADG-Mitarbeiter fungieren dabei als technische Ansprechpartner für die Webinar-Infrastruktur und moderieren die live stattfindenden Online-Webinare über die Technologie „Adobe Connect“.
Der Erfolg des Formats ist leicht erklärt: Ohne Reise- und Abwesenheitszeiten können sich die Kunden im Internet am Bankarbeitsplatz oder am heimischen Rechner oder via Tablet kompakt zu aktuellen Themen informieren. Verschiedene Formen der Interaktion stellen dabei sicher, dass die Teilnehmer jederzeit Fragen stellen können und aktiv in das Webinar einbezogen werden bzw. eingreifen können.
Angefangen von reiner Wissensvermittlung, beispielsweise im Bereich der Regulatorik, bis hin zu interaktiven Kick-off-Veranstaltungen im Rahmen von ADG-Blended-Learning-Programmen (z.B. „Zertifizierter Basistrainer ADG“, „Zertifizierter Projektleiter/-manager 2.0“), wurde den Kunden auch im vergangenen Jahr wieder ein breites thematisches Spektrum an virtuellen Veranstaltungen angeboten.

Neu sind „Großgruppen-Webinare“ für mehr als 1.000 Teilnehmer pro Webinar. Für diese Art von Großveranstaltung stellt die ADG ihren Kunden die gesamte Infrastruktur in Form von virtuellen Räumen und Telefonie zur Verfügung.
Anfang 2017 sind alle bestehenden Blended-Learning-Angebote der ADG auf „VR-Bildung“ migriert worden, Europas größte Bildungsplattform und eLearning-Portal der Genossenschaftsorganisation. Dies ermöglicht es den Teilnehmern, strukturiert das jeweilige Qualifizierungsangebot mit den dazugehörigen Lernmodulen zu bearbeiten. Neben der Bearbeitung von Web-Based-Trainings und dem Zugriff auf Videos können sich Teilnehmer auf „VR-Bildung“ auch über Foren und Blogs austauschen.
Premiere geglückt: Erste ADG-Webkonferenz
Ende November 2016 hat das ADG-Geschäftsfeld „Genossenschaftliche FinanzGruppe“ nach der Idee und Konzeption des Fachbereichs „Digitale Medien und Lerninnovationen“ die erste rein virtuelle Konferenz durchgeführt. In einem Sieben-Stunden-Programm konnten sich Querdenker, Innovateure und Visionäre aller Führungsebenen einer Genossenschaftsbank zu den drei Themenblöcken „Regionalität in der digitalen Transformation“, „Innovation genossenschaftlich gedacht“ und „Vernetzt arbeiten in der digitalen Welt“ informieren.
Nach wertvollen Impulsen aus den Vorträgen beteiligten sich die Teilnehmer aktiv am Geschehen und stellten live in einem Chat den Referenten ihre inhaltlichen Fragen. Alle Vorträge stehen den Teilnehmern im Nachgang als Mitschnitt online zur Verfügung. Die ADG plant, dieses Format künftig fortzuführen, auszubauen und mit anderen ADG-Formaten zu verbinden.

Potenziale digitaler Lernangebote
Ziel muss es heute sein, selbstgesteuertes und kooperatives Lernen zu unterstützen, problem- und projektorientierte Lehrmethoden wirkungsvoll in Lehrveranstaltungen einzubringen und den vielfältigen Lebensbedingungen der Lernenden durch flexible Lernoptionen entgegenzukommen. Dies geschieht durch
- eine Aufwertung digitalisierter Lehr- und Lernangebote; Audio-, Videomaterialien, Pod- und Vodcasts, Erklärfilme, Tutorials und andere authentische Materialien erhöhen den Praxisbezug,
- eine Flexibilisierung von Qualifizierungs- und Weiterbildungsangeboten, wenn das Lernen durch synchrone und asynchrone Kommunikationsmedien wie Foren, Communities und/oder kollaborative virtuelle Arbeitsräume zeitlich und räumlich entkoppelt wird,
- eine Steigerung der Intensität des selbstgesteuerten oder auch des kooperativen Lernens, wenn der Lernprozess durch Lernaufgaben und -Anreize gezielt unterstützt wird,
- eine Verringerung der durchschnittlichen Lernzeit einer Gruppe, weil/sofern das Lerntempo individuell bestimmt werden kann.

Digitale Medien und Techniken lösen die beschriebenen Veränderungen und Optimierungen nicht per se aus. Um ihre Potenziale voll auszuschöpfen, müssen die beteiligten Lehrenden aktiv auf diesem Weg begleitet werden. Systematisch geplante und durchgeführte Innovationsprozesse avancieren zur zentralen Voraussetzung für die nachhaltige Implementierung der digitalen Medien im Weiterbildungsbereich.
Fazit
Die ADG wird die Digitalisierung der eigenen Weiterbildungsformate weiter vorantreiben. Auch bei Themen wie der Einführung der Videoberatung oder dem Einsatz von internen Webinaren in der Organisation sowie im Bewerbermanagement bietet die ADG den Kreditgenossenschaften Unterstützung an. Durch die Digitalisierung von Lern- und Befähigungskonzepten und weiteren Serviceangeboten, kommt die ADG nicht nur dem Wunsch der genossenschaftlichen Kunden nach flexibleren Lern-Angeboten nach. Das neue Weiterbildungsportfolio unterstützt und optimiert auch die Kommunikation im Vertrieb, das Lernen am Arbeitsplatz oder die interne Kommunikation in Flächenbanken.
© Ronny Dentel